Ich wohnte in meiner Eltern Haus
und wollte zur Kunsthochschule mit Sechzehn.
Die Eltern bestimmten: Da wird nichts draus,
Almosenjobber, die ständig im Pech stehn.
Bleib schön in der Spur
und mach Abitur!
Ich wohnte in meiner Eltern Haus,
studierte auf Lehramt bis Zweiundzwanzig.
Die Eltern bestimmten. Aus Kunst war ich raus.
Den Paukerberuf fand ich damals schon ranzig.
Es gab kein Retour:
ich blieb in der Spur.
Ich wohnte in meines Gatten Haus.
Ich hatte Ideen in all diesen Jahren.
Familie bestimmte mit Mann und Maus.
Kultur? Nur Kleinklein, obsolet mit Scholaren.
Kein Künstlerparcours,
ich blieb in der Spur.
Ich wechselte Häuser, den Mann, das Land,
auch Arbeitsstellen. Dann war ich Sechzig.
Die Hoffnung des Künstlerns nie ganz entschwand,
Und Ruhestandfreiheit, fand ich, wird prächtig.
Ich blieb in der Spur,
sagt die Inventur.
Ich wohne mit Siebzig im Fantasy-Haus
und male, verdichte, ich singe und schreibe.
Was Andre bestimmen – nur Braus und Saus!
Lasst mir meine Ruhe – verdammt! Ich bleibe
nun endlich mal stur
und neben der Spur!
etuART 2016
Jeder lebt sein Leben, beschreibt sein Leben,
schreibt über sein Leben,
bewältigt (so?) sein Leben,
aber er lebt.
Kann man so machen. Muss nicht jeder mögen, aber akzeptieren.