Ein paar Zeilen zu mir – etu.ART
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Tausend Gedichte schrieb ich nieder, ich tat es nicht für Ruhm und Ehre.
Auch schuf gewiss ich tausend Lieder, womit ich mich nicht mehr beschwere.
Ich mühte mich in tausend Briefen Substanz zu bieten, nicht Geplauder.
Doch die, die meine Geister riefen, erzeugten Frustration und Schauder.
Mein Pinsel malte tausend Bilder – was davon blieb, ist sehr bescheiden.
Das Altern stimmt mein Ego milder, und niemand sieht mich darob leiden.
Wohl tausendmal entstanden Dinge, die Wind und Wetter rasch zerstoben,
so wie Gedanken, die ich singe, hinabfahrn, wo die Teufel toben.
Erfreute viele tausend Gäste mit Tafeltuch und Kreationen.
Gespeist, verdaut – wo sind die Reste? Ein Wind bleibt nur von dicken Bohnen!
Hab tausendmal in Hof und Klasse Schüler gestreichelt, ohne Wissen,
wes‘ Geistes Kind und welcher Rasse…, vorbei! man wird mich nicht vermissen.
Curriculare Inventionen, alljährlich neu in vierzig Jahren
erstellt, wo Pädagogen thronen. Wo sind sie hin? Hinabgefahren!
Geschichten, Aphorismen, Sprüche – wofür? Zerstreut in alle Winde.
Aus meiner Monitorenküche kommt nichts, was jemand wertvoll finde.
Es klapperte die Schneiderschere durch tausend Meter feiner Tuche.
Für Outfit-Mode, diese heere Designerkunst, ich viel versuche.
Kein Fertigfähnchen von der Stange! Tausend Textilobjekte schmückten
die Frau, das Haus. Und hielten lange! Jetzt sind sie längst bei den Entrückten.
Touchiere Tasten, zupfe Saiten, erzeug im Blasrohr Wundertöne,
versteh Gesänge zu begleiten wohl tausendfach – Musik, du Schöne!
Wo sind sie nun, die Kreatöre, die Komponisten, Interpreten?
Sie modern alle, wie ich höre, im Grund von hübsch bepflanzten Beeten.
Philosophie/en, Weisheitsblitze beschäftigen mich alle Tage,
doch die Idee, auf der ich sitze, manifestiert sich, mir zur Plage.
Ja doch, ich stellte tausend Fragen an die Gesellschaft, diese schnöde.
Ach Gott, sie konnte mir nicht sagen, ob ich nun wertvoll oder blöde.
Ich will hier tausendmal nun schwören, dass mir Applaus der Welt nicht wichtig.
Möcht Menschenvolks Getön nicht hören. Kritik ist mir so null und nichtig!
In tausend Jahren schreit kein Gockel mehr nach der Traute und Konsorten.
Wir fallen allesamt vom Sockel, und keiner kann uns dann noch orten.
Aber Achtung, der Wind der dicken Bohnen, als Schmetterlingseffekt verstaerkt, kann doch zum Tornado in Texas werden. [siehe Edward N. Lorenz, Predictability: Does the flap of a butterfly’s wings in Brazil set off a tornado in Texas?, Titel des Vortrags im Jahr 1972 während der Jahrestagung der American Association for the Advancement of Science; laut Science 320, 2008, S. 431]